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Der Working Cocker, die eierlegende Wollmilchsau?

Wenn man einen Hund als Arbeitshund / Working Type bezeichnet, erwartet man ja, dass dieser auch irgendwie «arbeiten» kann. In diesem Blogartikel möchten wir gerne einen Überblick darüber geben, wofür so ein Working Cocker Spaniel (WCS) ursprünglich gezüchtet wurde und welche Arbeiten und Sportarten er darüber hinaus noch sehr erfolgreich und gerne ausübt. Portraits zu den einzelnen Arbeiten werden in den nächsten Wochen folgen.

Apportieren einer Ente aus dem Wasser Foto: P. Reinhard
Apportieren einer Ente aus dem Wasser Foto: P. Reinhard

Gezüchtet wurde der WCS in England als Jagdgebrauchshund. Noch heute werden diese Hunde dort sehr intensiv auf der Jagd eingesetzt. Der Job des Cockers ist hauptsächlich das Stöbern und Aufscheuchen des Wildes unter der Flinte (hauptsächlich Hasen und Geflügel), dies nennt man im Fachjargon auch «Buschieren». Hat er etwas aufgescheucht, setzt er sich auf Pfiff seines Besitzers hin während dieser das Beutetier schiesst. Das Apportieren des erlegten Tieres ist dann entweder wieder der Job des Cockers oder es wird von den größeren Hunden ausgeführt (FT Labrador, FT Springer Spaniel). Bemerkenswert ist vor allem die große Ausdauer dieser Hunde. Sie sind speziell dafür gezüchtet, einen ganzen Jagdtag durchzuhalten und auch am Ende des Tages noch Leistung zu bringen. Dieser Eifer wird häufig mit negativ konnotierten Begriffen wie «Hyperaktivität» verwechselt, ist aber genau das, was viele Jägerinnen und Jäger an ihren Hunden schätzen.

In England werden mittlerweile jährlich rund 25`000 Cockerwelpen mit Kennel Club Registration geboren, davon sind ungefähr 90% vom Working Type. Obwohl in England die Jagd eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung ist, ist es natürlich trotzdem nicht mehr gegeben, dass alle diese Hunde noch im jagdlichen Einsatz stehen. Die WCS werden nämlich Dank ihrer vielseitigen Eignung mittlerweile auch sehr oft von Hundesportlern oder als Diensthunde gehalten.

 

Der WCS ist auf jeden Fall ein Hund, der Beschäftigung braucht. Dreimal täglich 30 Minuten um den Block gehen wird ihn auf Dauer nicht glücklich machen. Aber wo und wie werden die Hunde konkret eingesetzt? Grundsätzlich kann man sicher behaupten, dass ein WCS ein wirklich sehr sportlicher Hund ist, der fast alle gängigen Hundesportarten ausüben kann und dies in der Regel auch sehr gerne.

Vor allem im Agility sowie auch Nadac/Hoopers sieht man mittlerweile sehr viele Hunde dieses Typs. Im kürzlich veröffentlichten Agility Nationalteam fürs 2021 sind 7 der 11 Hunde in den Klassen Small/Medium Working Cocker Spaniel. Seit einigen Jahren ist auch an der FCI Agility WM eine steigende Anzahl dieser Hunde (aus verschiedenen Nationen!) zu sehen.

 

Angelehnt an ihre ursprüngliche Verwendung, lieben WCS auch jegliche Arten von Nasenarbeit. Ob dies nun MantrailingFährtenZielobjektsuche, als Diensthund bei der Suche nach Betäubungsmitteln oder Sprengstoff oder als Medical Detection Dog ist. Sie werden jedes Ziel mit Begeisterung und cockertypischem Durchhaltewillen suchen. Natürlich ist auch die Dummyarbeit ideal als Beschäftigung/Sport.

 

Auch gerne wird die Kombination von Nasenarbeit mit Bewegung wie bei der Flächensuche/Sanitätshundesparte und Verschüttetensuche/Katastrophenhundesparte angenommen.

Aber auch die reine Bewegungsfreude des Working Cockers ist riesig. So lieben sie es auch mit ihren Besitzern Bikejöring (natürlich nur, wenn der Besitzer weiss was er tut und selber für die Vorwärtsbewegung sorgt, ein WCS ist zu klein und zu leicht um seinen Besitzer alleine zu ziehen!) oder Canicross zu machen oder als aktiver Familienhund lange Wanderungen zu unternehmen.

Working Cocker Spaniel beim Agility Foto: M. Kirk
Working Cocker Spaniel beim Agility Foto: M. Kirk
früh übt sich... Working Cocker Welpe beim Apportieren eines Dummies aus dem Wasser Foto: I. Brüling
früh übt sich... Working Cocker Welpe beim Apportieren eines Dummies aus dem Wasser Foto: I. Brüling

Fussarbeit Foto: G. Dobler
Fussarbeit Foto: G. Dobler

Auch für Obedience und die Begleithundesparte sind WCS problemlos zu begeistern.

In England sieht man die Working Cocker zudem auch oft an Flyball und Dock Diving Veranstaltungen, dies sind bei uns eher seltene Sportarten.

 

Auch eine sensible und etwas ruhigere Seite gibt’s bei diesen aktiven Hunden und so werden sie bisher hauptsächlich in England oft auch als Therapie- und Assistenzhunde wie beispielsweise Diabetes- und Epilepsiewarnhunde ausgebildet.

 

 

Wie man sieht, es ist eine riesige Liste an geeigneten Aufgaben für die WCS. Wir wagen zu behaupten, dass er somit ähnlich vielseitig einsetzbar ist wie ein Labrador, Border Collie oder Malinois! Einzig die Jobs, bei denen ein etwas größerer Körperbau nötig ist (Blindenhund, gut dafür wäre der WCS ehrlicherweise auch nicht ruhig genug, Wasserrettungsarbeit) bleibt ihm verwehrt. Ob sich schon mal ein Working Cocker im Schutzdienst versucht hat, ist uns nicht bekannt. Allerdings ist es aufgrund der Veranlagung des Cockers vermutlich auch nicht die passendste Beschäftigung, aber es würde uns nicht wundern, wenn auch daran der eine oder andere WCS seine Freude hätte 😉.

Die Eierlegende Wollmilchsau steht ja für eine Sache, Person oder Problemlösung, welche nur Vorteile hat, alle Bedürfnisse befriedigt und allen Ansprüchen genügt. Natürlich kann der Working Cocker nicht alle diese Kriterien erfüllen, das kann kein Hund / keine Hunderasse (und das ist auch gut so). Der Working Cocker ist kein Hund für jedermann, aber jemand, der viel mit seinem Hund erleben möchte und auch Freude am Hundesport hat oder einen «handlicheren» Diensthund sucht,  wir sicher Freude an ihm haben.

Zufrieden nach getaner Arbeit Foto: E. Johann
Zufrieden nach getaner Arbeit Foto: E. Johann

Und zu guter Letzt darf folgendes nicht fehlen: was tut ein WCS am liebsten, wenn er mit seinem Job fertig ist? Genau, Chillout auf dem Sofa, am liebsten auf oder zumindest ganz nah bei seinem Menschen!

 

 

 

 

 

 

Text: IG Working Cocker Spaniel / P. Reinhard